Der verschwundene Schlaf.

Es war einmal eine Nacht,
in der alles schlief.
Die Straßen.
Die Sterne.
Sogar der Kühlschrank.

Alles –
außer Emmi.

Emmi war wach.
Sehr wach.
Unnötig wach,
wie Mojo später sagen würde.

„Ich glaube, der Schlaf ist weg“, flüsterte Emmi.
„Weggegangen. Abgereist. Ohne mich.“
Sie saß auf dem Fensterbrett
und starrte dramatisch in die Dunkelheit,
als wäre der Schlaf ein flüchtiger Vogel,
den man rufen könnte.


Mojo öffnete ein Auge.
Nur eines.
Das andere blieb aus Prinzip im Kissen vergraben.
„Emmi, es ist zwei Uhr nachts. Niemand hat den Schlaf verloren.
Du hast einfach zu viel gedacht.“

„Ich habe gar nicht gedacht!“, rief Emmi empört.
„Ich habe nur… gefühlt. Sehr viel gefühlt.“

Mojo seufzte.
Ein Terrier-Seufzer.
Der klingt ein bisschen wie:
„Ach Emmi… du Herz auf Beinen.“


Emmi sprang vom Fenster.
Sie schnappte sich ihre Lieblingsdecke,
legte sie ihm vorsichtig auf die Pfote
und flüsterte:

„Vielleicht ist der Schlaf ja ein bisschen traurig heute.
Vielleicht braucht er uns.“

Mojo schmunzelte.
Langsam stand er auf.
„Komm, wir gehen ihn suchen.
Aber nur bis zur Haustür.
Und nur, wenn du mir versprichst,
nicht wieder mit der Mülltonne zu reden.“


Sie setzten sich vor die Tür.
Die Nacht war still.
Der Mond roch nach Kamille.
Und irgendwo, ganz weit hinten,
hörte man ein Blatt sagen: pssst.

Emmi legte den Kopf an Mojos Schulter.
Mojo schnaufte leise.
Und genau da,
zwischen dem dritten Stern links
und Moos unter den Pfoten,
kam der Schlaf zurück.

Still.
Langsam.
Wie jemand,
der weiß, wo er gebraucht wird.

Manchmal muss man den Schlaf nicht suchen.
Man muss nur jemanden haben,
der mit einem wartet.
– MOJO & EMMI

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