Der Duft der alten Schublade.

Es war ein Duft,
der nicht in Flakons passte.
Nicht in Werbespots.
Nicht in Testerstreifen auf glänzendem Papier.

Er war da.
Plötzlich.
Ohne Einladung.
Wie ein Schatten aus Licht.


Knarrend. Widerwillig.
Als wollte sie fragen: „Bist du sicher?“

In der dritten Schublade lag ein Tuch.
Fein gefaltet. Vergilbt an den Rändern.

Als die Finger es berührten, löste sich ein Duft.
So fein, dass man ihn kaum riechen konnte.

Und doch war er da – wie eine Erinnerung, die nicht gehen will.


Lavendel. Ein Hauch von Seife.
Etwas Warmes, das an Haut erinnerte.
Vielleicht auch ein Brief, der nie geschrieben wurde.

Und für einen Moment wurde alles still.
Der Staub tanzte im Licht wie Erinnerungen in Zeitlupe.
Und in diesem kleinen Duft war alles:
Ein Lächeln. Ein Sommer. Ein Versprechen.

Nicht laut.
Nicht groß.
Aber wahr.


Manchmal, so dachte der Finder,
bewahrt das Unsichtbare das Wesentliche.

Und ein alter Duft kann mehr erzählen
als tausend laute Worte.

Manche Erinnerungen duften.
Nicht laut, nicht schrill –
sondern wie eine Hand,
die dich berührt,
ohne dich zu halten.
– DUFT & STILLE

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