Die Sache mit dem Wind.

An einem Tag, an dem die Bäume sich bogen wie Tänzerinnen und der Wind die Welt durcheinanderpustete, rannte Emmi wie wild über die Wiese.
„Jaaa! Schneller als der Sturm!“, rief sie.
Ihre Ohren flogen wie Segel, ihr Schwanz wirbelte in Kurven, und kein Grashalm war vor ihrem Übermut sicher.
Mojo lag derweil unter seiner alten, vertrauten Eiche.
Sein Blick war ruhig, wie immer, wenn die Welt tobte.
„Der Wind ist mein Freund!“, rief Emmi keuchend und sprang in einem Satz über Mojo hinweg.
Mojo blinzelte. „Der Wind ist kein Freund, Emmi. Er ist ein Lehrer.“
Emmi blieb abrupt stehen. „Ein Lehrer?! Der pustet doch nur alles durcheinander.“
„Genau deshalb“, sagte Mojo leise und sah hinauf zu den tanzenden Ästen.
„Er bringt in Bewegung, was festgefahren war. Und zeigt dir, was du wirklich festhältst.“
Emmi legte sich keuchend neben ihn. „Du meinst… ich sollte öfter mal zuhören?“
„Nicht mir“, brummte Mojo schmunzelnd. „Dem Wind. Und vor allem dir selbst, wenn der Wind dir zeigt, was du suchst.“
Eine Weile schwiegen sie.
Dann stupste Emmi ihn an. „Ich hab aber keine Ahnung, was ich suche.“
Mojo sah sie liebevoll an. „Deshalb laufen junge Hunde so viel. Nicht, weil sie nicht wissen wohin – sondern weil sie fühlen, dass es etwas gibt, das gefunden werden will.“
Emmi dachte nach. Ganz still. Für ihre Verhältnisse eine Ewigkeit.
Dann flüsterte sie:
„Vielleicht such ich gar nichts. Vielleicht bin ich schon alles, was ich sein soll.“
Mojo lächelte.
„Dann lauf, kleine Emmi. Und wenn der Wind dir einmal wehtut – erinner dich: Du bist gemacht aus Sturm und Herz.“
Und sie lief. Nicht mehr gegen den Wind –
sondern mit ihm.
Der Wind prüft nicht, ob du bereit bist –
er kommt einfach.
Und du kannst rennen, schreien oder tanzen.
Dabei haben wir gelernt:
Wer tanzt, fällt seltener.
– MOJO & EMMI